Lesen ist meiner Meinung nicht wirklich eine Beschäftigung wie jede andere. Lesen ist heutzutage eine Sache die man im alleinsein vollführt. Früher war das Lesen eine gemeinschaftliche Sache, es wurde gemeinsam gelesen in Lesezirkeln zum Beispiel oder es wurde vorgelesen. So etwas ist heutzutage nicht mehr sehr üblich und wird nur in bestimmten Kreisen praktiziert.

Forscher haben herausgefunden, das sich beim lesen ein Flow-Erlebniss einstellt. Das heißt, das man wie in Trance oder im Traum völlig in das Buch versunken ist und man die äußeren Einflüsse nicht mehr wahr nimmt. Viele Menschen lesen, statt ihre Zeit mit anderen Menschen zu verbringen, und möchten auch auf keinen Fall von anderen beim lesen gestört werden, die gesellschaft des Buches ist völlig ausreichend.

Warum liest man also? Wegen, der Flow erlebnisse? Vermutlich tun das die einen deswegen. Sie können sich in eine traumwelt flüchten, sie können sich von ihren Problemen während des Lesens distanzieren beziehungsweise ablenken. Ein Phänomen dabei sind zum beispiel die Leser der Selbsthilfe und Selbsterfahrungsbücher. Sie lesen diese Bücher quasi als Placebo effekt, sie lesen über Problematiken, aber versäumen durch das Lesen aktiv ihre Problematik zu verändern. Viele Menschen lesen auch, damit in ihnen keine Pause entsteht in der Gefühle (negative, traurige etc) aufkommen können, für sie wird das Lesen eine Flucht vor sich selber, vor dem eigenen Alltag.

Andere Lesen, weil sie durch das Lesen neue Erfahrungen sammeln können, sie entspannen sich durch das Lesen, lernen neue Welten kennen, und verlieren sich gerne in andere Geschichten. Diese Leute profitieren vom Lesen, weil sie das gelesene mit in ihren alltag nehmen um es umzusetzten, bei ihnen entsteht eine Art selbsterfahrung durch das Lesen.

Was ich für ein Leser bin weiß ich nicht. Für mich hat das Lesen eine Mischung aus beidem. Ich lese um zu flüchten um Ruhe zu bekommen, genauso lese ich aber auch aus Neugierde aus "Wissensdurst". Viele Bücher haben bei mir einiges an Selbsterfahrung geweckt die ich auch nach dem Lesen realisiert habe. Es gibt aber auch viele Bücher die sich nicht wrklich positiv auf mein Wesen ausgewirkt haben.

Für mich ist Lesen was ganz besonderes, mal mag ichs mal mag ich es nicht, aber es ist jedesmal ein Erlebnis!

Sonntag, 26.Mai 2002