"Wer an Zufall glaubt, der glaubt auch, daß ein Wirbelsturm, der über einen Schrottplatz fegt, eine Boing 747 zusammenbauen kann"

Zwei Männer laufen über die Straße, aus Versehen, stoßen sie aneinander, und sind beim Entschuldigen dazu gezwungen sich in die Augen zu schauen, dabei stellen sie schließlich fest, das sie alte Schulkameraden sind, die sich seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen haben. Ist das ein Zufall? Der Schriftsteller Michael Chrichton, schrieb einmal: "Wer an Zufall glaubt, der glaubt auch, daß ein Wirbelsturm, der über einen Schrottplatz fegt, eine Boing 747 zusammenbauen kann" . Was ist von dieser Aussage zu halten? Und inwieweit ist Chrichtons Aussage richtig?

Zuerst stellt sich einmal die Frage, welche Bedeutung das Wort Zufall überhaupt hat. Ein Zufall ist etwas, das man nicht vorhergesehen hat, und etwas das unerwartet und unbeabsichtigt geschah. Was aber hat es mit den Zufällen, die auf dieser Welt geschehen auf sich? Nehmen wir als Beispiel eine Frau, die immer wieder an den selben Typ Mann gerät, sie mag in dieser Hinsicht wohl an "dumme" Zufälle glauben. Aber ist es das wirklich? Mit etwas nachdenken, würde die Frau feststellen, das sie in einem festgefahrenen Muster steckt, das sie immer wieder an die selben Männer geraten läßt! Ein anderes Beispiel wäre z.B. ein Mann, der ein Problem hat, und zufällig fällt ihm ein Buch in einem Buchladen in die Hand, welches sich mit dieser Problematik beschäftigt! Eine plausible Erklärung für diesen Zufall wäre doch, das das Cover des Buches ihn unbewußt angesprochen hat, und er es deshalb in die Hand genommen hat, oder ein anderer Grund wäre auch, das er, da er sich vorher seiner Problematik nicht bewußt war, diese Bücher auch nie wirklich wahr genommen hat! Nun liest der Mann in diesem Buch, und er fühlt sich angesprochen, von dem was er liest. Es werden Situationen dargestellt, die er ganz genauso auch schon erlebt hat. Wäre es jetzt nicht legitim, das er an einen Zufall glaubt? Nein wäre es nicht, denn hierbei handelt es sich um ein Fachbuch, und diese sind, wenn sie gut geschrieben sind, darauf ausgerichtet, das die Betroffenen sich in diesen Büchern wiederfinden. Warum trifft man immer in ganz besonderen Situationen immer genau die richtigen Menschen? Das schreit doch schon fast nach Zufall, aber in Wirklichkeit ist man doch in ganz besonderen Situationen, auch in einem anderen Bewusstseinszustand, der dazu beiträgt, das man ein anderes Auftreten hat, oder auch eventuell den Menschen anders zuhört, und somit dann das Gefühl hat, das man zufällig jetzt genau den richtigen Menschen getroffen hat. Oft kommt man scheinbar durch Zufall in eine ziemlich unangenehme Situation, doch wenn man die Augen öffnet, und sich damit Auseinander setzt, dann wird einem klar, das dies kein Zufall war, sondern ein Wegweiser der einen auffordert an sich und an seiner Situation etwas zu erkennen beziehungsweise etwas daran zu ändern. Das heißt also, das man mit etwas nachdenken, viele sogenannte Zufälle, gar nicht mehr als Zufall betrachten kann, denn es findet sich in den meisten Fällen eine plausible Erklärung.

Albert Schweizer sagte einmal: Der Zufall ist das Pseudonym, das der Liebe Gott wählt, wenn er inkognito bleiben will." Hat Religion etwas mit Zufall zu tun? Ist Schicksal nicht einfach nur ein anderes Wort für Zufall? Oder ist Schicksal etwa das Gegenteil von Zufall? Im täglichen Sprachgebrauch verwischen diese zwei Wörter sich oft miteinander, und sind deshalb hier an dieser Stelle auch erwähnenswert. Das Schicksal ist eigentlich immer etwas, das von einer höheren Macht über jemanden Verhängt wird. Ein Ereignis, welches ohne menschliches zutun das Leben eines einzelnen entscheidend bestimmt. Nehmen wir als Beispiel einmal einen Mann, der durch einen tragischen Unfall seine Frau verloren hat. Jahre später lernt er eine neue Frau kennen, welche die Liebe seinen Lebens wird. Wo wäre das nun zu zuordnen? Dem Schicksal oder dem Zufall? Ein gläubiger Mensch würde sich das jetzt folgendermaßen erklären: "Gott hat sich meine Frau genommen, ruhe sie in Frieden, und hat mir dafür eine wundervolle neue Frau geschenkt". Dieser Mensch findet in Gott bzw. in einer höheren Macht die Erklärung für das Geschehene und macht sich keine weiteren Gedanken darüber. Menschen die an einer unheilbaren Krankheit erkranken, werden oft gläubig, da sie im Glauben eine Antwort auf ihre Krankheit finden. Vereinzelt gibt es jedoch Fälle, bei denen Menschen wieder von ihrem Leiden erlöst weder, die plötzlich wieder gesund werden, ein Zufall? Hat sich das Schicksal gewendet? Der gläubige Mensch würde das sofort mit der gnädigen höheren Macht erklären, doch ist es das wirklich? Wäre es nicht möglich das dieser Mensch sich nicht einfach eventuell über seine bisherige Lebensführung klar geworden ist, und er vielleicht erkannt hat, das er diese ändern muß, und aus dieser Erkenntnis eine große Kraft geschöpft hat, die ihm neuen Lebensmut gegeben hat und ihm geholfen hat das Leiden zu überwinden? An sich ist alles sehr spekulativ, denn man kann ja nicht davon ausgehen das es keine höhere Macht gibt, genauso wenig wie man davon ausgehen kann das es eine gibt. Ich komme nicht umhin diese Dinge mit etwas Ironie zu betrachten, denn man begibt sich im Glauben an das Schicksal und im Glauben an den Zufall, auf ein sehr problematisches Terrain. Menschen die an diese Dinge glauben, legen ihre Eigenverantwortung in die Hände einer höheren Macht, und Vorkommnisse, die ein genaueres überdenken benötigen würden, werden mit den Begriffen Schicksal oder Zufall erklärt. Diese Menschen hören an vielen Punkten auf über ihr Leben nachzudenken, und verschließen sich somit vor der Möglichkeit, neue Erkenntnisse zu erlangen. Sie besiegeln ihr Schicksal, und geben sich nicht die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln, und aus den Geschehnissen zu wachsen. Aber dafür sind Religionen ja vorhergesehen: Denke nicht! Vertraue auf Gott! Die Antwort steht im heiligen Buch!

Gotthold Ephraim Lessing sagte: "Das Wort Zufall ist Gotteslästerung, nichts unter der Sonne ist Zufall" Lessing bestreite zwar das es Zufälle gibt aber mit der Begründung das es einen Gott gibt, und daraus folgt das alles Vorhersehung oder Schicksal sein muß. Aber das bringt die Frage auf, welchen Sinn es macht immer alles auf eine höhere Macht zu schieben, anstatt, zuerst einmal beim kleinem, nämlich bei sich selber anzufangen! Im Endeffekt werden all die Dinge, die nicht mehr erklärt werden können Zufall oder Schicksal genannt! Nie würde jemand der gerade glücklich ist, sich einen Gedanken darüber machen, ob es nun Zufall sei, das er glücklich ist!

Trotz alledem scheint es ja wohl doch immer wieder Dinge zu geben, die man sich nicht erklären kann, was diese Dinge sind und woher sie kommen, wer dafür verantwortlich ist, das wird vermutlich immer die große Frage bleiben, oder man findet diese Antworten in einen Glauben! Aber vielleicht sind ja die Dinge, die man sich einfach nicht erklären kann, auch gar nicht so wichtig, vielleicht ist man nur ein Beteiligter in diesem Moment, jemand der gerade einfach nur an dem Zufall eines anderen mitwirkt! Als Beispiel, man geht über die Straße, und ein Auto bleibt direkt vor den Füßen stehen, der gläubige schreit:" Gott war Gnädig", der Zufallsdenker sagt: "Was für ein glücklicher Zufall, das ich nicht eine Sekunde später losgelaufen bin!", aber vielleicht, war derjenige nur die Marionette im Zufallsspiel des Autofahrers! Nicht der Fußgänger sollte etwas lernen, nein es war der Autofahrer, der dachte "was für ein Zufall das ich nicht etwas schneller gefahren bin" es war vielleicht nur ein Wegweiser für ihn, das er sich nicht zum Beispiel betrunken hinters Steuer setzen soll, und er hat eine Lehre bekommen! Aber auf all diese Fragen wird es niemals eine Konkrete Antwort geben, aber vielleicht ist die einzige Antwort darauf ja auch nur, das die Menschen sich verloren Fühlen würden mit sich selber, wenn sie nicht an diese Dinge glauben würden.

Um auf die Eingangsfragen zurück zu kommen, was ist von Chrichtons Aussage zu halten und ist sie richtig? Ich halte nicht so wirklich viel von Chrichtons Aussage, da man die Zufälle des Lebens nicht mit einer Boing vergleichen kann. Nun, Zufälle haben wohl eigentlich immer etwas mit dem Leben zu tun. Das Leben ist so vielfältig, es besteht aus so vielen einzigartigen, verschiedenen Erscheinungsformen. All diese Facetten können willkürlich ineinander und übereinander greifen. Die Menschen sind flexibel, sie können sich verändern in Situationen, können ihre Verhaltensweisen ändern, ihr äußeres, all diese Dinge spielen eine Rolle im Leben, und bestimmen somit auch die Zufälle! Menschen sind für sich selber verantwortlich für ihr Handeln und Tun, und all die Menschen die aufeinander Treffen können nie immer ein und die selbe Einheit darstellen, einer wird immer durch einen ungewöhnlichen Charakterzug, oder eine Idee, die Situation verändern! Zufälle sind im Grunde nur das Zusammenwirken, verschiedener Menschen aufeinander, die alle so unterschiedlich sind, das sie die Dinge die Geschehen im vorne heraus nicht erwarten können! Eine Boing hingegen, kann aber nur auf eine bestimmte Art und Weise zusammengesetzt werden. Jedes Teil hat seinen bestimmten Platz man braucht bestimmte Werkzeuge um sie wieder zusammenzubauen! Deshalb paßt der Vergleich einfach nicht, denn die schematische Konstruktion einer Boing läßt sich absolut nicht mit dem Leben vergleichen! Chrichtons Satz ist sehr polemisch, da auch der abartigste Zufall nicht ausreichen würde, um eine funktionstüchtige Boing zusammenzubauen, da ein Sturm niemals die bestimmten Produktionsschritte durchführen könnte. Insofern macht Chrichton keine sachliche Aussage zum Thema Zufall, da er ihn mit so einer Polemik nicht ernsthaft in Frage stellen kann.

Joanna

 

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